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Bierkultur in NRW

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Nordrhein-Westfalen glänzt mit einer uralten Brautradition und ganz eigenen Biersorten. Und im Sommer schmecken diese wohltemperierten Hopfenkaltgetränke im gemütlichen Biergarten gleich noch viel besser – egal on Kölsch, Altbier, Pils oder Export. Wir zeigen, wie vielfältig die Bierlandschaft ist und wo die schönsten Gartenwirtschaften zu finden sind.

Biertradition in NRW

Ganz Deutschland liegt in Punkto Bierkonsum und Brauereidichte in Europa weit vorne. Über 1.300 verschiedene Brauhäuser gibt es hierzulande. Und in keinem Bundesland gibt es so viele unterschiedliche Biersorten wie in Nordrhein-Westfalen. Natürlich wird bei deren Herstellung stets das deutsche Reinheitsgebot geachtet, das kürzlich seinen 500. Geburtstag feierte.

Kölsch – das Bier der Kölner

Obwohl in Köln seit dem Jahr 873 Bier gebraut wird, hat sich der Begriff Kölsch erst Anfang des 19. Jahrhunderts etabliert. Das helle Obergärige, das in schmalen, länglichen Gläsern ausgeschenkt wird, hat eine durchschnittlichen Stammwürze von 11,3 % und einem Alkoholgehalt von durchschnittlich 4,8 %. Es gilt im Großraum Köln als Nationalgetränk. Daher ist neben einem Besuch des Kölner Doms vor allem der Genuss eines echten Kölsch für Touristen obligatorisch. Um diesen Kultstatus zu schützen, reguliert die sogenannte Kölsch-Konvention seit 1985, welches Bier sich mit der Bezeichnung „Kölsch“ schmücken darf. Seit 1997 wurde Kölsch als Bierspezialität übrigens von der EU in den Kreis der geschützten regionalen Spezialitäten aufgenommen.

Altbier wird vor allem in und um Düsseldorf getrunken

Vor allem in und um die Landeshauptstadt Düsseldorf ist das bernsteinfarbige Altbier das Bier Nummer eins. Dabei handlet es sich um ein obergäriges Vollbier, mit einer Stammwürze von durchschnittlich 11,5 Prozent und einem Alkoholgehalt von etwa 4,8 Prozent. Der Name bedeutet übrigens keinesfalls, dass es sich um altes Bier handelt. Vielmehr kommt bei der Herstellung das „alte“ Brauverfahren zum Einsatz, das noch aus der Zeit ohne technischen Kühlverfahren stammt. An der längsten Theke der Welt werden vor allem Sorten der lokalen Brauhäuser wie Füchschen, Schlüssel, Schumacher oder Uerige ausgeschenkt. Seit einigen Jahren bereichern aber auch neue Brauhäuser wie Kürzer oder Gulasch Alt den Markt.

Dortmunder Export – das Bier des Ruhrpotts

Das Dortmunder Export wurde erstmals 1843 von Heinrich Wenker und seinem Vater in der Krone am Markt gebraut. Dabei handelt es sich um ein untergäriges Vollbier mit einer Stammwürze von 12 % bis 14 % und einem Alkoholgehalt etwa 5 Prozent. Kaum ein anderes Bier hat den Ruhpott so geprägt wie das Export. Lange Zeit galt es als das unumstrittene Bier der Arbeiterklasse und wurde vor allem von den Beschäftigten der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiets geschätzt. Heute wird es vielerorts vom Pils verdrängt. Dennoch haben bis heute fünf der neun Dortmunder Biermarken ein Export in ihrem Sortiment.

Pils aus NRW

Auch wenn das Pils ursprünglich aus dem tschechischen Pilsen stammt, haben zahlreiche Pilsbrauereien in NRW ihre Heimat, die an internationalen Theken ausgeschenkt werden. Krombacher, König Pilsener, Veltins, Bittburger oder Warsteiner sind nur einige der weltbekannten Namen, die hier gebraut werden. Aber auch zahlreiche kleinere Unternehmen brauen nach dieser untergärigen Brauart, die heute die beliebteste in Deutschland ist.

Craftbeer aus Nordrhein-Westfalen

Seit einigen Jahren befasst sich eine wachsende Zahl von meist sehr kleinen Brauereien auf die Produktion von sogenanntem Craftbeer. Damit ist handwerklich gebrautes Bier verschiedener Sorten gemeint, bei deren begrenzter Herstellung nur besten Zutaten zum Einsatz kommen und jeder Schritt im Brauprozess noch echte Handarbeit ist. Meist wird das Bier direkt vor Ort verkauft. Sorten wie Indian Pale Ale, Stout oder Pale Ale, die hierzulande bis vor einigen Jahren eher unbekannt waren, haben durch diesen Trend einen echten Aufschwung erlebt. Aber auch traditionelle Sorten wie Landbier, Doppelbock oder Maibock schaffen es regelmäßig auf die Karten der Crafteer-Brauer.

Köbes und Zappes

Köbes und Zappes – diese Beiden sind in der rheinischen Bier-Gastronomie die wichtigsten Ansprechpartner. Während sich der Zappes um das stete Befüllen der Gläser kümmert, verkauft der Köbes das Bier an den Tischen seinen Gästen. Dabei sollte man ihn niemals mit einem Kellner oder Ober verwechseln. Der Köbes ist mit seinem rauem Charme und den bisweilen ruppigen Umgangsformen ein echtes Original in den Brauhäusern in Köln, Bonn, Düsseldorf oder Krefeld. Besonderheit: wer einmal ein Bier beim Köbes bestellt hat, der wird ohne weiteren Zuruf immer wieder mit selbigem versorgt. Die appetitliche Größe des traditionellen Glases sorgt dafür, dass das Bier nicht schal wird und der Köbes immer reichlich zu tun hat. Erst wer seinen Deckel aufs Glas legt oder zum Bezahlen auffordert, beendet den steten Bierstrom.

Lukullische Begleiter im Biergarten

Ein Klassiker im Rheinländischen oder Westfälischen Biergarten ist der Halver Hahn. Keineswegs erwartet den Gast dann jedoch ein halbes Hähnchen vom Grill, sondern eine schlichte Brotzeit: Genauer gesagt ein Roggenbrötchen mit Käse und etwas Senf. Alternativ kann man Himmel un Äd ordern. Gemeint ist gebratene Blutwurst mit Kartoffelpüree und Apfelmus. Wer etwas mehr Hunger mitbringt, der kann sich an rheinischem Sauerbraten oder Eisbein mit Sauerkraut versuchen.

Die schönsten Biergärten in NRW

  • Düsseldorfer Rheinterrassen: Das imposante Gebäude im Neoklassizistischen Stil wurde in den 20er Jahren errichtet und beherbergt im Inneren mehrere Veranstaltungs- und Gastronomieräume. Die Rückfassade öffnet sich zum Rhein mit einem geräumigen Freigelände. Die Terrassen bieten Platz für bis zu 1.000 Gäste – einen freien Blick auf den breiten Strom inklusive. Eine wunderschöne Kulisse um ein kühles Bier im Sommer zu genießen.
  • Bahnhöfchen in Bonn: Die westlichste Endstation der ältesten Schmalspurbahn Deutschlands – der Bröltalbahn – ist heute direkt am Rhein gelegen ein Gasthaus mit angeschlossenem Biergarten. Spektakulär ist der Ausblick auf die Bonner Skyline am gegenüberliegenden Ufer, vor allem in den Abendstunden, wenn über der Stadt die Sonne untergeht.
  • Bootshaus alte Liebe in Köln: Mitten auf dem Wasser schwimmt auf einer Plattform ein auffällig rot-weiß-gestreiftes Bootshaus, das mit einem leuchtend blauen Steg mit dem Ufer verbunden ist. Vom kleinen Biergarten aus lassen sich die Flaneure an der Uferpromenade, der „Kölschen Riviera“, genauso beobachten, wie vorbeiziehende Schiffe. Die Beleuchtung sorgt abends für eine ganz besondere Atmosphäre.
  • Lago Beach in Zülpich: Fast schon mehr Beach-Club als Biergarten ist dieser Laden am Zülpicher See westlich von Bonn. Direkt an die große Holzterrasse grenzt ein großer Sandstrand an. Neben einem erfrischenden Bier können hier auch Cocktails genossen werden. Das Gelände liegt direkt am Gartenschaupark von Zülpich.
  • Pleister Mühle in Münster: Mitten in der Natur liegt dieser alteingesessene Münsteraner Biergarten. Seit dem 18. Jahrhundert wird das Gebäude für gastronomische Zwecke genutzt. Früher kehrten hier regelmäßig die Flößer von der angrenzenden Werse ein. Mit dem benachbarten Kanuverleih und verschiedenen vorbeiführenden Radwegen eignet er sich vor allem zum Einkehren für Aktive. Im Sommer wird zudem regelmäßig gegrillt.
  • Pott’s Brau & Backhaus in Oelde: In diesem urigen Biergarten stammt das kühle Getränk direkt von der benachbarten Brauerei. Auch eine eigene Bäckerei und Metzgerei gehören dazu. Die Erlebnisgaststätte verfügt über eine ausgedehnte Freifläche und serviert zum kühlen Bier im Sommer traditionelle Gerichte komplett aus eigener Herstellung.
  • Diebels im Duisburger Hafen: Im Duisburger Innenhafen befindet sich vor dem imposanten Backsteingebäude eine schwimmende Plattform auf dem Wasser, die als Biergarten des neuen Brauhauses dient. Inmitten der Kulisse der alten Speichergebäude bietet der Sitzplatz etwas abgerückt von der Uferpromenade einen ganz besonderen Blick auf die Umgebung.

Ausflüge in die Bierkultur

  • Benrather Bierbörse: Eine Besonderheit in Nordrhein-Westfalen sind die Bierbörsen, die im Sommer in zahlreichen Städten stattfinden. Dabei können neben den einheimischen Biersorten auch Brauerzeugnisse aus anderen Ländern verköstigt werden. Oftmals stellen die lokalen Brauereien für diesen Anlass zusätzlich ein besonderes Bier her. Die Benrather Bierbörse zählt zweifellos zu den schönsten Events dieser Art.
  • Brauereimuseum Dortmund: Auf einer Fläche von über 1.000 Quadratmetern kann hier in die Tradition des (lokalen) Bierbrauens eingetaucht werden. Führungen und Verköstigungen erweitern das Angebot rund um die Geschichte und Entwicklung des Gerstensaftes.
  • Kölner Brauhaus Wanderweg: Eine rund dreistündige Führung zeigt die verschiedenen Highlights rund ums lokale Bier und die traditionellen Brauhäuser der Stadt. Beim Einkehren können die unterschiedlichen Kölschsorten auch in entsprechender Atmosphäre verkostet werden.
  • Altbiertour durch Düsseldorf: Auch hier können bei einer Führung durch die Altstadt die zahlreichen lokalen Sorten und Gasthäuser kennengelernt werden. Zudem gehören eine Brauereibesichtigung und ein Altbierdiplom zur Veranstaltung.
  • Brauereibesichtigungen: In nahezu allen größeren und kleineren Brauereien ist es möglich, im Rahmen einer Besichtigung einen tieferen Einblick in die Brautradition zu erhalten. Auch eine Verköstigung ist dabei meist obligatorisch. Oftmals ist direkt eine Gastronomie angeschlossen – im Sommer auch mit Bewirtung im Freien.

26. Juni 2017